Gelassen, locker und charmant setzt sich CargoCult mit der Geschichte und Gegenwart, der Ästhetik der Institution, des individuellen Ausstellungsraums und des Ortes, der Stadt auseinander. Das Kollektiv arbeitet ortsspezifisch unter Wahrnehmung und Durchdringung vieler Schichten nach einem intuitiven, spontanen und »woken« Prinzip. Dies bedeutet, dass sie intersektional vorgehen und für ungerechte Strukturen sensibilisieren. Auch schließen sie andere Seinsformen wie Tiere und Pflanzen mit ein und agieren radikal inklusiv. Das Künstler*innenkollektiv CargoCult formierte sich 2012 in Berlin und arbeitet mit temporären Kollaborateur*innen. CargoCult entwickeln künstlerische Ansätze, wie die soziale Plastik, ebenso weiter wie emanzipatorische Praxis und sinnlich-konzeptuelle Herangehensweisen, indem sie künstlerisch forschend vor Ort tätig sind. So lernten die Künstler*innen während ihres Rechercheraufenthaltes in Gießen Demonstrierende kennen, die sie in ihre Fotografien integrieren. Sie besuchten eine Gießener Flüchtlingsunterkunft und recherchierten zur militärischen Geschichte dieses Ortes. Auf dem Gelände legten sie Greenscreenstoff über den Zaun, der in der Bild- und Filmtechnik eine Lücke simuliert, welche durch einen beliebigen Hintergrund ersetzt werden kann. Speziell für die Ausstellung INSIDEOUT werden zwei Fahnen produziert, die vor dem Rathaus auf dem Berliner Platz präsentiert werden. Diese bilden eine Klammer von Innen und Außen sowie dem realen und virtuellen Raum. Motivisch prangt ein überdimensionaler QR Code auf einer der Fahnen, der mit dem Smartphone eingescannt werden kann und damit das Kunstwerk in den digitalen Raum hinein öffnet. Hier wird der Aspekt des Greenscreens aufgegriffen und das Unsichtbare erst durch den Scan visualisiert. In direkter Verbindung steht auf der zweiten Fahne der Satz ›We see ghosts‹, inspiriert durch das Album »Kids see ghosts« von Kid Cudi und Kanye West. CargoCult erheben durch das ›We‹ diese Gabe des Geistersehens zum allgemein gültigen Gut, was einen verbindenden Charakter besitzt, denn das Wir schließt niemanden aus. Das Hissen der künstlerisch gestalteten Fahnen selbst wird zur Performance und ist als Video im Internet abrufbar. Im Schaufenster der Kunsthalle Gießen erweitert das Kollektiv ihre Enzyklopädie Sleeping Beauty, die mitunter direkt auf das Fensterglas appliziert wird. Als ortsspezifisches Zitat, in Bezug auf die Architektur des Gebäudes, werden die einzelnen Mauersteine als Maß für die singulär gestalteten Blätter genommen, die sich zu einer Installation verdichten. Denn es gibt für die Betrachter*innen, speziell für die Wartenden an der Bushaltestelle vor dem Fenster, den Bonanza-Shop. Per QR-Code kann man Sweater, Spiegelmedaillen und eine kleine Ausgabe der Sleeping Beauty Encyclopedia: Display/Centerfold S. 25-26 als Edition erwerben.
CargoCult examines the history and the present, the aesthetics of the institution, the individual exhibition space, location and city, in a relaxed, easy-going and charming manner. The artists' collective works with a site-specific approach based on multiple layers of perception and penetration according to an intuitive, spontaneous and ‘woke’ principle. This means that they adopt an intersectional method and heighten awareness of unjust structures. In the same way, they include other forms of being such as animals and plants and operate in a radically inclusive way. In doing so, they further develop artistic concepts such as social sculpture, emancipatory practice and sensory-conceptual approaches by conducting on-site artistic research. It was during their research stay in Giessen that the artists met demonstrators who they then incorporated into their photographs. They visited a refugee shelter in Giessen and researched the site's military history. For INSIDEOUT, CargoCult is expanding its Sleeping Beauty Encyclopaedia in the display window of the Kunsthalle Gießen. The Encyclopaedia will be applied in a collage-like manner to the Kunsthalle wall, but also directly onto the window. As a site-specific reference to the architecture of the building, the individual bricks serve as a scale for the individual sheets that combine to form an installation. The viewer, especially those waiting at the bus stop outside the window, is also given access to the Bonanza Shop; by using the QR-code they can purchase jumpers, medals and a small edition of the Sleeping Beauty Encyclopedia: Display/Centerfold p. 25-26 as an edition. Two flags, to be presented at Berliner Platz in front of the town hall, will be produced especially for the exhibition INSIDEOUT. They form a bracket between the inside and the outside and between real and virtual space. An oversized QR code is emblazoned on the motif of a flag; it can be scanned with a smartphone, making the artwork expand into the digital space. As a direct connection, the second flag features the phrase WE SEE GHOSTS inspired by the hip hop duo Kids See Ghosts, (Kid Cudi / Kanye West) and their album of the same name. By means of the word «We», CargoCult elevates this ability to see ghosts to a universally binding asset; the We excludes no one and therefore has a unifying character. The raising of the artistically designed flags becomes a performance in itself and can be viewed online. Differences and details are perceived in CargoCult's works without hierarchisation and are rendered artistically transformed in order to intensify the endurance of ambivalences and the pleasure of wakeful-ness.
Gelassen, locker und charmant setzt sich CargoCult mit der Geschichte und Gegenwart, der Ästhetik der Institution, des individuellen Ausstellungsraums und des Ortes, der Stadt auseinander. Das Kollektiv arbeitet ortsspezifisch unter Wahrnehmung und Durchdringung vieler Schichten nach einem intuitiven, spontanen und »woken« Prinzip. Dies bedeutet, dass sie intersektional vorgehen und für ungerechte Strukturen sensibilisieren. Auch schließen sie andere Seinsformen wie Tiere und Pflanzen mit ein und agieren radikal inklusiv. Das Künstler*innenkollektiv CargoCult formierte sich 2012 in Berlin und arbeitet mit temporären Kollaborateur*innen. CargoCult entwickeln künstlerische Ansätze, wie die soziale Plastik, ebenso weiter wie emanzipatorische Praxis und sinnlich-konzeptuelle Herangehensweisen, indem sie künstlerisch forschend vor Ort tätig sind. So lernten die Künstler*innen während ihres Rechercheraufenthaltes in Gießen Demonstrierende kennen, die sie in ihre Fotografien integrieren. Sie besuchten eine Gießener Flüchtlingsunterkunft und recherchierten zur militärischen Geschichte dieses Ortes. Auf dem Gelände legten sie Greenscreenstoff über den Zaun, der in der Bild- und Filmtechnik eine Lücke simuliert, welche durch einen beliebigen Hintergrund ersetzt werden kann. Speziell für die Ausstellung INSIDEOUT werden zwei Fahnen produziert, die vor dem Rathaus auf dem Berliner Platz präsentiert werden. Diese bilden eine Klammer von Innen und Außen sowie dem realen und virtuellen Raum. Motivisch prangt ein überdimensionaler QR Code auf einer der Fahnen, der mit dem Smartphone eingescannt werden kann und damit das Kunstwerk in den digitalen Raum hinein öffnet. Hier wird der Aspekt des Greenscreens aufgegriffen und das Unsichtbare erst durch den Scan visualisiert. In direkter Verbindung steht auf der zweiten Fahne der Satz ›We see ghosts‹, inspiriert durch das Album »Kids see ghosts« von Kid Cudi und Kanye West. CargoCult erheben durch das ›We‹ diese Gabe des Geistersehens zum allgemein gültigen Gut, was einen verbindenden Charakter besitzt, denn das Wir schließt niemanden aus. Das Hissen der künstlerisch gestalteten Fahnen selbst wird zur Performance und ist als Video im Internet abrufbar. Im Schaufenster der Kunsthalle Gießen erweitert das Kollektiv ihre Enzyklopädie Sleeping Beauty, die mitunter direkt auf das Fensterglas appliziert wird. Als ortsspezifisches Zitat, in Bezug auf die Architektur des Gebäudes, werden die einzelnen Mauersteine als Maß für die singulär gestalteten Blätter genommen, die sich zu einer Installation verdichten. Denn es gibt für die Betrachter*innen, speziell für die Wartenden an der Bushaltestelle vor dem Fenster, den Bonanza-Shop. Per QR-Code kann man Sweater, Spiegelmedaillen und eine kleine Ausgabe der Sleeping Beauty Encyclopedia: Display/Centerfold S. 25-26 als Edition erwerben.
CargoCult examines the history and the present, the aesthetics of the institution, the individual exhibition space, location and city, in a relaxed, easy-going and charming manner. The artists' collective works with a site-specific approach based on multiple layers of perception and penetration according to an intuitive, spontaneous and ‘woke’ principle. This means that they adopt an intersectional method and heighten awareness of unjust structures. In the same way, they include other forms of being such as animals and plants and operate in a radically inclusive way. In doing so, they further develop artistic concepts such as social sculpture, emancipatory practice and sensory-conceptual approaches by conducting on-site artistic research. It was during their research stay in Giessen that the artists met demonstrators who they then incorporated into their photographs. They visited a refugee shelter in Giessen and researched the site's military history. For INSIDEOUT, CargoCult is expanding its Sleeping Beauty Encyclopaedia in the display window of the Kunsthalle Gießen. The Encyclopaedia will be applied in a collage-like manner to the Kunsthalle wall, but also directly onto the window. As a site-specific reference to the architecture of the building, the individual bricks serve as a scale for the individual sheets that combine to form an installation. The viewer, especially those waiting at the bus stop outside the window, is also given access to the Bonanza Shop; by using the QR-code they can purchase jumpers, medals and a small edition of the Sleeping Beauty Encyclopedia: Display/Centerfold p. 25-26 as an edition. Two flags, to be presented at Berliner Platz in front of the town hall, will be produced especially for the exhibition INSIDEOUT. They form a bracket between the inside and the outside and between real and virtual space. An oversized QR code is emblazoned on the motif of a flag; it can be scanned with a smartphone, making the artwork expand into the digital space. As a direct connection, the second flag features the phrase WE SEE GHOSTS inspired by the hip hop duo Kids See Ghosts, (Kid Cudi / Kanye West) and their album of the same name. By means of the word «We», CargoCult elevates this ability to see ghosts to a universally binding asset; the We excludes no one and therefore has a unifying character. The raising of the artistically designed flags becomes a performance in itself and can be viewed online. Differences and details are perceived in CargoCult's works without hierarchisation and are rendered artistically transformed in order to intensify the endurance of ambivalences and the pleasure of wakeful-ness.