»Ich wollte nicht mehr darüber reden.
Aber vor zwei Wochen ist meine Flucht wieder aufgetaucht.
Es geht nie weg. Es ist vielleicht besser wenn ich darüber spreche.
Ich bin drei mal geflohen.
Zuerst innerhalb Syriens in eine andere Stadt.
In meinen Geburtsort sind die Rebellen gekommen.
Da ist richtig krasser Krieg…
Mit der Familie in eine andere Stadt am Anfang des Kriegs. Die Leute in der einen Stadt sprechen schlecht über die Menschen aus der anderen Stadt. Eigentlich hätten wir zur Armee gehen sollen, aber wir hatten eine Bescheinigung, das wir studieren und deshalb nicht zur Armee gehen sollen. Viele junge Männer wurden verhaftet. Bewaffnete Truppen gerieten außer Kontrolle. Sie entführten junge Männer. Die Familie ist sehr wichtig, man kann die Familie nicht einfach verlassen während des Krieges. Aber wir (die jungen Männer) hatten Angst auch verhaftet zu werden – der jüngere Bruder flieht zuerst. Er ist ohne darüber zu reden gegangen. Zuerst in die Türkei. Da gibt es keine Sprache und kein Englisch. Das war unsere zweite Flucht in die Türkei? Ich habe mit dem Vater gestritten. Wenn ich weg bin, komme ich nie wieder. ›Du schaffst das nicht‹ hat mein Vater gesagt. ›Du hast nie gearbeitet…‹, da war ich noch mehr überzeugt, dass ich fliehen muss. Ich kann meinen Weg finden. Als ich keine Hoffnung hatte, haben mir diese Worte geholfen. Du schaffst das nicht!
Wir mussten illegal über die Grenze. Mit Schleusern. Die türkische Polizei schießt an der Grenze, aber sie erschießen uns nicht. Beim vierten Versuch in der Nacht haben wir es geschafft. Wir haben unser ganzes Geld in der Türkei verbraucht. Wir mussten die erste Chance ergreifen. Wir mussten das Boot steuern. Wir hatten die Verantwortung für die Menschen auf dem Boot. Wir hatten kein Leben in der Türkei.«
Ayham Hisnawi
«I didn't want to talk about it anymore.
But two weeks ago my escape surfaced again.
It never goes away. It might be better if I talk about it.
I fled three times.
First within Syria to another city.
The rebels came to the place where I was born.
There is a real explicit war there…
With the family in another city at the beginning of the war. The people in one city speak ill of the people in the other city. Actually, we should have joined the army, but we had a certificate that we should study and therefore shouldn't join the army. Many young men were arrested. Armed forces spiraled out of control. They kidnapped young men. The family is very important, you cannot just leave the family during the war. But we (the young men) were afraid we’d be arrested too – The younger brother escapes first. He left without talking about it. First to Turkey. There is no language and no English. Was that our second escape, to Turkey? I argued with my father. When I'm gone, I'll never come back. You can't do it! my father said. You’ve never worked… I was even more convinced that I had to flee. I can find my way. When I had no hope, these words helped me: you can't do it! We had to cross the border illegally. With smugglers. The Turkish police shoot at the border, but they don't shoot us. On the fourth attempt that night we made it; we used up all our money in Turkey. We had to take the first chance. We had to steer the boat. We were responsible for the people on the boat. We didn't have a life in Turkey.»
Ayham Hisnawi
Recherche über die Aufnahme von Asylsuchenden durch die Bundesrepublik Deutschland 2015. Neben zahlreichen Ton und Bilddokumenten und einem Audioguide führte die Recherche auch zur Gründung der Bank of Trust und in Zusammenarbeit mit Moabit hilft! entstand das Konzept für ein Sozial Museum.
Research into the admission of asylum seekers by the Federal Republic of Germany in 2015. In addition to numerous audio and video documents and an audio guide, the research also led to the establishment of the Bank of Trust and, in cooperation with Moabit hilft, the concept for a social museum emerged.
»Ich wollte nicht mehr darüber reden.
Aber vor zwei Wochen ist meine Flucht wieder aufgetaucht.
Es geht nie weg. Es ist vielleicht besser wenn ich darüber spreche.
Ich bin drei mal geflohen.
Zuerst innerhalb Syriens in eine andere Stadt.
In meinen Geburtsort sind die Rebellen gekommen.
Da ist richtig krasser Krieg…
Mit der Familie in eine andere Stadt am Anfang des Kriegs. Die Leute in der einen Stadt sprechen schlecht über die Menschen aus der anderen Stadt. Eigentlich hätten wir zur Armee gehen sollen, aber wir hatten eine Bescheinigung, das wir studieren und deshalb nicht zur Armee gehen sollen. Viele junge Männer wurden verhaftet. Bewaffnete Truppen gerieten außer Kontrolle. Sie entführten junge Männer. Die Familie ist sehr wichtig, man kann die Familie nicht einfach verlassen während des Krieges. Aber wir (die jungen Männer) hatten Angst auch verhaftet zu werden – der jüngere Bruder flieht zuerst. Er ist ohne darüber zu reden gegangen. Zuerst in die Türkei. Da gibt es keine Sprache und kein Englisch. Das war unsere zweite Flucht in die Türkei? Ich habe mit dem Vater gestritten. Wenn ich weg bin, komme ich nie wieder. ›Du schaffst das nicht‹ hat mein Vater gesagt. ›Du hast nie gearbeitet…‹, da war ich noch mehr überzeugt, dass ich fliehen muss. Ich kann meinen Weg finden. Als ich keine Hoffnung hatte, haben mir diese Worte geholfen. Du schaffst das nicht!
Wir mussten illegal über die Grenze. Mit Schleusern. Die türkische Polizei schießt an der Grenze, aber sie erschießen uns nicht. Beim vierten Versuch in der Nacht haben wir es geschafft. Wir haben unser ganzes Geld in der Türkei verbraucht. Wir mussten die erste Chance ergreifen. Wir mussten das Boot steuern. Wir hatten die Verantwortung für die Menschen auf dem Boot. Wir hatten kein Leben in der Türkei.«
Ayham Hisnawi
«I didn't want to talk about it anymore.
But two weeks ago my escape surfaced again.
It never goes away. It might be better if I talk about it.
I fled three times.
First within Syria to another city.
The rebels came to the place where I was born.
There is a real explicit war there…
With the family in another city at the beginning of the war. The people in one city speak ill of the people in the other city. Actually, we should have joined the army, but we had a certificate that we should study and therefore shouldn't join the army. Many young men were arrested. Armed forces spiraled out of control. They kidnapped young men. The family is very important, you cannot just leave the family during the war. But we (the young men) were afraid we’d be arrested too – The younger brother escapes first. He left without talking about it. First to Turkey. There is no language and no English. Was that our second escape, to Turkey? I argued with my father. When I'm gone, I'll never come back. You can't do it! my father said. You’ve never worked… I was even more convinced that I had to flee. I can find my way. When I had no hope, these words helped me: you can't do it! We had to cross the border illegally. With smugglers. The Turkish police shoot at the border, but they don't shoot us. On the fourth attempt that night we made it; we used up all our money in Turkey. We had to take the first chance. We had to steer the boat. We were responsible for the people on the boat. We didn't have a life in Turkey.»
Ayham Hisnawi
Recherche über die Aufnahme von Asylsuchenden durch die Bundesrepublik Deutschland 2015. Neben zahlreichen Ton und Bilddokumenten und einem Audioguide führte die Recherche auch zur Gründung der Bank of Trust und in Zusammenarbeit mit Moabit hilft! entstand das Konzept für ein Sozial Museum.
Research into the admission of asylum seekers by the Federal Republic of Germany in 2015. In addition to numerous audio and video documents and an audio guide, the research also led to the establishment of the Bank of Trust and, in cooperation with Moabit hilft, the concept for a social museum emerged.